Ein alter Soldat stirbt niemals
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Musik begleitete das Heer immer schon, in Zeiten des Friedens und des Kriegs. Es ist deutlich zwischen Liedern
„Nach vorne, Marsch!”. Militärorchester in historischen polnischen Uniformen
und Stücken des Militärs mit Kult-, Zeremonien- und patriotischem Charakter vom treuesten Begleiter des Soldaten und gleichzeitig einer der herausragendsten Vertreter der Ernsten Musik zu unterscheiden – dem Marsch. Wie kaum eine andere Musikrichtung ist diese eng und wörtlich mit der Physiologie und gleichzeitig der Psyche des Menschen verbunden. Schließlich war sie eine wörtliche Aufzeichnung des Rhythmus der Schritte, des Atems, des Herzschlags verbunden. Es war auch eine Art Trance-Musik, die wie eine Droge wirkte, sie sollte die Angst übertönen, Hoffnung und Glauben an den Sieg sowie… an das Überleben wecken, ein Gefühl des Stolzes, des Zusammenhalts und der Solidarität wecken; Kraft spenden während schrecklich anstrengender Märsche, positive Erinnerungen wecken. Während des Kriegs bestimmte der Klang der Pauken den Rhythmus der Soldatenschritte, das Signal der Pfeifen und Trillerpfeifen informierte über Umgruppierungen und gab das Tempo für die Waffenladung an. Seit den Zeiten der Kreuzritterkriege begleitete der Klang der Pauke dem europäischen Rittertum. Als Membranen der Pauke wurden ausschließlich dünn verarbeitete Kalbsleder verwendet. Die Pauken wurden im 18. Jh. durch die Trommeln und Teller, die aus den Janitscharen-Kapellen übernommen wurden, ersetzt.
Der Marsch als musikalische Form entwickelte sich im 17. Jh., obwohl er noch bis zu einer früheren Renaissance-Form der Musik zurückreicht, der sog. Intrada. Dies war ein kurzes, offenes Instrumentalstück, eine Fanfare mit feierlichem, monumentalem Charakter, die zum Anfang von Hoffeierlichkeiten gespielt wurde. Die Verbindung der Intrada mit der ernsten „Signal“-Musik, die in Infanterie-Formationen eingesetzt wurde, zum Beispiel bei den deutschen Landsknechten, erschuf kurze, einteilige Märsche.
Diese wurden auf einfachen Trompeten, Schalmei, Hirtenflöte, einfache Flöten, in Begleitung von Pauken, Trommeln, später Blechtrommeln. Die türkischen Kriege bauten das Marsch-Instrumentarium aus, beschleunigten den Rhythmus der Musik und steigerten die Töne der Märsche, die schreihaft wurden, mit einer großen Anzahl metallischer Glockentöne, furchterregenden Flötenpfiffe und dem schnellen Krach der Trommeln. Sowohl der Unabhängigkeitskriegt der Vereinigten Staaten als auch die Französische Revolution bauten die Märsche um ein pathetisches Motiv aus, das die Liebe zur Freiheit darstellte. Der Marsch steigerte seine „Propaganda-Angriffskraft”. Als Goldenes Zeitalter des Marsches erwies sich das 19. Jh. Die Verbreitung der Blasinstrumente und hervorragene Errungenschaften der Musik aus der Zeit der Romantik haben dem Marsch im wahrsten Sinne des Wortes Flügel verliehen. Dies geschah in den Jahren, als Zamość seinen letzten Modernisierungen unterzogen wurde, wurde der Marsch ein dreiteiliges Stück, ein sog. „Trio“, kaum gesungener, lyrischer Charakter im Kontrast zu monumentalen Bass-Figuren, Fortissimo von den Schlaginstrumenten und größten Blasinstrumenten – der Tuba – gespielt. Militärmärsche komponierte selbst Ludwig van Beethoven persönlich. Komponisten passten auf bewusste Weise Volksmelodien an, um die Soldaten zu motivieren und sie mit ihrem Regimentmarsch zu identifizieren. Sie mussten darin die Melodien ihrer Kindheit hören, Lieder, die von Dorffesten und Hochzeiten bekannt waren. Darauf zielten die Komponisten der österreichisch-ungarischen Monarchie ab: jeder Regimentmarsch bezog sich auf die Musik aus dem Werbungskreis, aus dem die Soldaten stammten. Daher werden auch die Märsche der nicht länger existierenden Monarchie bis jetzt als die schönsten angesehen. Die Kompositionen von Rudolf Achleitner, Johann Strauss, Julius Fučik oder Franz Lehar werden bis heute von Orchestern auf der ganzen Welt gespielt. Der amerikanische „König der Märsche“ war der berühmte John Phillip Sousa. Die deutschen können sich mit solchen Berühmtheiten wie Carl Albert Teike oder Rudolf Herzer rühmen, dem Autor des unsterblichen Marsches „Vivat Hindecksburg!”. Der größte polnische Komponist von Märschen aus dem Zeitraum der Zweiten Republik Polen war der Krakauer Edward Maj.
(Dieses Fragment unserer Erzählung widmen wir dem unvergessenen Kenner und Liebhaber einstiger Militärmusik, Leszek Maruta. Die vorliegende Information beruht auf seinen beliebten und mit großer Gelehrsamkeit ausgezeichneten Erzählungen, die im Krakau der 80er Jahre verkündet wurden.